Sommerhaus Grete Ring, Potsdam-Sacrow

Entwurf und Ausführung Geschichte und Rekonstruktion
 

 

 

 

"Weit abgerückt von der Straße, dem kurzen Weinmeisterweg, entrückt selbst vom beschaulichen Leben des kleinen Ortes, steht ein eingeschossiges Sommerhaus, das in den zwanziger Jahren wie ein Fanal gewirkt haben muss. Es ist das erste moderne Haus im Ort. Mit seinen großflächig verglasten Fenstertüren, dem begehbaren Flachdach mit der umlaufenden hölzernen Reling könnte der Kontrast zu der überkommenen Bebauung Sacrows größer nicht sein. Seine Erbauerin, die Kunsthistorikerin Dr. Grete Ring, gab gewissermaßen den Startschuss für den Einbruch der Moderne in das bis dahin verschlafen wirkende Sacrow" 17

Mit  Grete Ring, Nichte des Malers Max Liebermann,  verband Marie und Wilhelm Büning eine langjährige Freundschaft. 1927 erwarb sie am Weinmeisterweg in Sacrow ein Grundstück auf dem sie sich durch Wilhelm Büning 1928/29 ein Sommerhaus bauen ließ. 

Wilhelm Büning um 1929 Vorderansicht mit Hund "Strohmian" (Foto: Marianne Breslauer 18) Rückansicht mit Treppenleiter (Foto: 17 ) Grete Ring und Marie Büning mit ihren Hunden "Strohmian" und "Blacky" (Foto Arnold Büning)  Grete Ring und Arnold Büning (Foto Marie Büning)

"Büning versah das Dach mit einer umlaufenden hölzernen Balustrade und erschloss es durch eine dem Schiffbau entlehnte Treppenleiter als Sonnendeck. Kern des Hauses ist der sich durch eine sehr einfache, geradezu zurückhaltende Möblierung auszeichnende Wohnraum, der die ganze Breite des Hauses einnimmt und sich in vier großflächig verglasten Türen zum Garten hin öffnet. Ein schlichtes Daybed dominiert neben halbhohen Regalen und einem verklinkerten Kamin das Zimmer. Auf dem mit Solnhofener Steinplatten ausgelegten Boden platzierte Büning eine Sitzgruppe, bestehend aus Tisch und drei Stühlen, die Ludwig Mies van der Rohe 1927 für sein Haus in der Weißenhofsiedlung in Stuttgart entworfen hatte - er kombinierte gekonnt eigene Entwurfsideen mit den Spitzenleistungen der Architekturavantgarde und überkommenen "Standards" wie dem niedrigen Korbtisch und den schlichten Korbstühlen." 17

 

Fotos: Marta Huth 18

"Auf dem ... Boden liegen zwei Kelims, Wände und Decke sind hell gehalten. Einziger dekorativer Schmuck sind im Zimmer verteilte Blumensträuße in Vasen sowie verschiedene Keramika, Kunstwerke fehlen hingegen gänzlich. Die großen Türen erlauben den Austritt in den Garten und spiegeln beispielhaft Bünings Beschäftigung mit dem Thema Licht wider. Der besondere Reiz der auf das Wesentliche beschränkten Möblierung resultiert aus dem Widerspiel der strengen Linienführung von angepassten Einbaumöbeln mit ihren glänzenden Schleiflackoberflächen und dem warmen Farbton der Steinfliesen sowie dem Backstein des Kamins. Die Kombination strenger Stahlrohrmöbel mit Korbtisch und Kelims unterstreicht die persönliche Note des Raumes und somit seiner Bewohnerin." 18